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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 43

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 43 — Schmalkalden hat schöne Berge mit malerischen Tannen- und Felsgruppen, Höhlen und Schluchten, Erz- und Steingruben. Der Feldbau ist meist kümmerlich. Berg-, Hütten- und Hammerwerke ernähren hauptsächlich die zahlreiche Bevölkerung. Die Schmalkalder sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag voll Betriebsamkeit und Fleiß. Das fröhliche Volk zeigt wie alle Thüringer große Vorliebe für Gesang und Musik. Die Kreis- stadt Schmalkalden liegt im engen Tale der Schmalkalde. Sie zählt gegen 9000 Einwohner. Schmalkalden ist von vielen Hütten- und Hammer- werken umgeben. Seine Bewohner ernähren sich fast nur durch Anferti- gnng von Stahl- und Eisenwaren, und durch diese ist die Stadt berühmt. Schmalkalden besitzt die größten Eisenwerke Hessens. Die Stadt wandte sich schon frühe der Reformation zu. 1531 schloß man hier den schmal- kaldischen Bund, in welchem sich die evang. Fürsten zu gegenseitigem Bei- stand gegen etwaige Angriffe der Katholiken verpflichteten. 1537 erließen hier Luther, Melanchthon und andere protestantische Theologen Religions- sätze, die Schmalkalder Artikel. In Schmalkalden ist Karl Wilhelm, der Komponist des Liedes „Die Wacht am Rhein" geboren und begraben. Sein Denkmal ziert die Stadt. In der Nähe von Schmalkalden sind der Stahlberg und die Mommel mit den bedeutendsten Eisenbergwerken des Thüringerwaldes und unseres Bezirks. Die Gewinnung und Verarbeitung ihres vorzüglichen Eisens ist eine Hauptuahruugsquelle der Schmalkalder. Daher wird der Stahlberg „die Brotkammer Schmalkaldens" genannt. Brotterode, Flecken am Fnße des Jnselsbergs, ist der höchstliegende Ort des hessischen Thüringerwaldes. Es hat Tabaksfabriken und lebhaften Handel mit Schmalkalder Eisenwaren. Von hier zieht sich das schöne Trusetal nach der Werra hinab. Die malerischste Stelle ist bei dem Dorfe Herges, wo Felsen das Tal einengen. Über diese stürzt die Truse in einem künstlich angelegten Wasserfalle gegen 50 in hoch herab. Im frucht- baren Werratale liegen die beiden Flecken ^Herrenbreitungen und Barch- feld. Sie treiben Tabaksbau. Barchfeld liegt ganz abgesondert vom Kreise. Im südöstlichen Teile des Kreises hat Steinbach-Hallenberg (Flecken) seine prächtige Lage. Von da zieht sich über ^Oberschönau hinaus ein herrlicher Tatgrund, der Kanzlersgrnnd, welcher mit schönen Wiesen und großartigen Felsen geschmückt ist. *Leid und Freud der Oberschönauer Musikanten (Sage). Vor vielen, vielen Jahren kam einmal eine arme Musikantengesellschast zur Kirmes nach Oberschönau, um da zum Tanze aufzuspielen. Aber es waren der Spielleute schon so viele da, daß man die neuen Gäste überall zurückwies. Und als nun die armen Leute mit leeren Ranzen und mit leeren Magen zurückkehrten, da leuchtete ihnen der große Hermannsberg mit seiner im Sonnenlichte schimmernden Steinkrone auf dem Haupte so schön entgegen, daß es sie hinaufzog wie mit Zauber- gewalt. Die Menschen im Tale hatten nichts von ihnen wissen wollen, da gedachten

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 56

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
Städte wurden die Sitze des Handels und der Gewerbe. Zur Sicherheit gegen Feinde versah man sie mit Mauern, Türmen und Gräben. Auch schloffen viele Städte Bündnisse gegen die Ritter, welche teilweise in Raubritter ausgeartet waren. In den beständigen Fehden oder Kämpfen der Städte gegen die Ritter wurden viele Raubburgen zerstört. Im 16. Jahrhundert entstand durch Luther die Reformation. Die Protestanten, die Anhänger der neuen Lehre, trennten sich von der katho- tischen Kirche los. Landgraf Philipp der Großmütige führte die Refor- mation in Hessen ein. Die unter Bistümern und Klöstern stehenden Ge- biete blieben katholisch. Landgraf Philipp der Großmütige. Landgraf Philipp wurde 1504 im Schlosse zu Marburg geboren. Schon in seinem 14. Lebensjahre trat er die Regierung an. Er war unter allen hessischen Fürsten der bedeutendste, seine Regierung die Glanzzeit Hessens. Zu seiner Zeit hatte Hessen unter allen Staaten im westlichen Deutschland die größte Bedeutung erlangt. Philipp wandte sich frühzeitig der Reformation zu und führte dieselbe 1526 in seinem Lande ein. Die Klöster wurden aufgehoben und die Klostergüter zur Errichtung von Schulen und Krankenhäusern verwendet. Im Jahre 1527 gründete Philipp in Marburg die erste protestantische Universität in Deutschland. 1531 schloß er zu Schmalkalden mit andern protestantischen Fürsten den schmal- kaldischen Bund gegen die Angriffe der Katho- liken. Im schmalkaldischen Kriege geriet Land- graf Philipp 1547 in die Gefangenschaft des Kaisers, in welcher er 5 Jahre lang schmachtete. Nachdem er seine Freiheit wieder erlangt hatte, regierte er noch 15 Jahre lang zum Wohle seines Landes. Er starb 1567 und wurde in der Martinskirche zu Kassel begraben. Die Ge- schichte hat ihm den ehrenvollen Beinamen „der Großmütige" beigelegt, welcher soviel als der Herzhafte, der Tapfere heißt Nach Philipps Tode teilten seine vier Söhne das Land. Zwei derselben starben kinderlos, und ihre Besitzungen fielen an die beiden andern Söhne. So entstanden die beiden Linien Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt. Letztere Linie regiert noch heute im Großherzogtum Hessen. Philipp der Großmütige. Landgrafen von tzessen-Nassel. Der Stammvater der Linie Hessen-Kassel war Landgraf Wilhelm Iv., unter welchem Schmalkalden zu Hessen kam.

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 18

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 18 — gegend nennt man wegen ihrer altdeutschen Haarfarbe Diemelfüchse. Sie unterscheiden sich vou den übrigen Hessen durch ihre Sprache und die Bauart ihrer Häuser und gehören dem sächsischen Stamme an. An der Mündung der Diemel in die Weser finden wir in herrlicher Lage die Stadt Karlshafen. Sie ist der nördlichste Ort des hessischen Hauptlaudes. Die Stadt nebft dem großen Winterhafen wnrde zu Anfang des achtzehnten Jahr- huuderts vom Landgrafen Karl angelegt und zuerst durch Franzosen, die man wegen ihres protestantischen Glanbens aus der Heimat Vertrieben hatte, bevölkert. Die Bewohner treiben Schiffahrt und Handel. Im Wesertale weiter aufwärts gelegen ist der Flecken ^Veckerhagen mit einer,Eisenhütte. Im Reinhardswalde befinden sich das Jagdschloß ^Sababurg und unweit desselben das Staatsgut (Domäne) Beberbeck. Hier ist eine Ackerbanschule und ein königliches Hauptgestüt. Bei dem Schlosse Wilhelmstal zwischen Kassel und Hofgeismar fand im 7 jährigen Kriege eine Schlacht statt. Ferdinand von Brauufchweig schlug hier 1762 die Franzosen. 4. Kreis Wolfhagen. Er ist zwischen Eder und Diemel gelegen und wird von der Twiste und Warme durchflössen. Die Kreisstadt ist Wolfhagen. Ihre Ein- wohner treiben hauptsächlich Ackerbau, daneben Gewerbe. Viele sind Gerber, Weber und Bleicher. Bei der (katholischen) Stadt Volkmarseu, welche an der Twiste gelegen ist, befinden sich Torfstiche. ^Zierenberg, Stadt an der Warme, hat in seiner Umgebung viele Burgen auf steilen Basaltkuppen. Das Dorf Balhorn besitzt bedeutende Sandsteinbrüche. Merxhausen, Dorf, war früher ein Kloster, das durch Philipp den Großmütigen ausgehoben und in ein Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen umgewandelt wurde. In der Nähe des (katholischen) Städtchens ^Naumburg erhebt sich der ^Weidelsberg, ein hoher Basaltkegel mit den großartigen Trümmern einer Burg. *Die hessische Weibertreu auf dem Weidelsberge. (Sage). Die Wewelsburg war einst stark befestigt. Aus der langen Reihe der Ritter, die hier wohnten, ragte besonders der heldenkühne Reinhard von Dalwigk hervor. Der war ein ebenso tapferer wie kluger Herr, der sich immer geschickt aus den Schlingen seiner zahlreichen Feinde zu ziehen wußte. Aber schließlich, als es Reinhard gar zu arg trieb, bot der hessische Landgraf Ludwig zahlreiche Mannschaft auf, um den Feind in der Burg zu belagern. Schon hatte der Ritter, da die Vorräte aufgezehrt waren, alle Hoffnung aufgegeben; da erbot sich seine treue Hausfrau Agnes, bei dem Land- grasen einen Fußsall zu tun und um Gnade für ihren Gemahl zu bitten. Mit dem schönsten Schmucke angetan, erschien die Edelfrau in dem Lager des Landgrafen, Der aber schwur in seinem Zorn, daß alle Burgbewohner dem Tode oder der Ge- fangenschaft verfallen sollten. Nur der Gemahlin des Ritters samt ihren Mägden sollte mit ihren besten Schätzen, soweit sie dieselben zu tragen vermöchten, freier Ab- zug gestattet sein. Die wackere Frau eilte nun in die Burg zurück und bereitete sich sofort zum Abzüge vor. Den Mägden gab sie ihre Kleider und ihren sonstigen Schmuck

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 67

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 67 — 724 Bonifacius fällt die Donnereiche bei Geismar. 738 der Name Hessen tritt zum erstenmal auf. 744 Gründung des Klosters Fulda durch Sturmius, einen Schüler des Bonifacius. 755 den 5. Juni wird Bonifacius von den heidnischen Friesen erschlagen. 768—814 Karl der Große, erster deutscher Kaiser. 769 Lullus, der Schüler und Nachfolger des heil. Bonifacius, stiftet die Abtei Hersfeld. 911—918 Kaiser Konrad I. (Hess. Gaugraf und Herzog von Franken). 913 wird der Name Kassel (Chassella) als eine Burg Konrads zuerst erwähnt. 918 wird der Sachsenherzog Heinrich I. in Fritzlar zum deutschen Kaiser erwählt. 1000 hört die fränkische Gauverfassung auf. 1122 Hessen (Kassel, Gudensberg, Marburg) unter thüringischen Land- grasen. 1231 stirbt die heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, in Marburg. 1247 Hessen eine selbständige Landgrafschaft. 1265 der erste hessische Landgraf Heinrich I., Enkel der heil. Elisabeth, erwählt Kassel zu feiner Residenz. 1450 Erwerbung der Grafschaft Ziegenhain. 1504 Landgraf Philipp der Großmütige in Marburg geboren. 1517 Anfang der Reformation. 1526 Einführung der Reformation in Hessen durch Philipp den Großmütigen. 1527 gründet Landgraf Philipp in Marburg die erste protestantische Uni- versität in Deutschland. 1529 Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli in Marburg. 1531 Stiftung des fchmalkaldifchen Bundes. 1537 Abfassung der Schmalkalder Artikel. 1547—1552 Philipp der Großmütige in Gefangenschast des deutschen Kaisers Karl V. 1567 stirbt Landgraf Philipp. Teilung Hessens. Die Landgrafschast Hessen-Kassel. 1583 die Herrschaft Schmalkalden fällt an Hessen. 1618—1648 der dreißigjährige Krieg. 1636 befreit Landgraf Wilhelm V. die von dem kaiserlichen General Lamboi belagerte Stadt Hanau. 1648 der westfälische Friede. Hessen erwirbt die Grafschaft Schaumburg und die Abtei Hersfeld. 1677—1730 Landgraf Karl. 1698 befährt Papins Dampfboot (das erste der Welt) die Fulda. 1730—1751 Landgraf Friedrich I., zugleich Köuig von Schweden. 1736 fällt die Grafschaft Hanau an Hessen. 5*

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 24

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 24 - 8. Kreis Kirchhain. Fast ganz im Ohmgebiet gelegen, ist dieser Kreis durch Ohm und Wohra bewässert. Er umfaßt nur hügelige Gegenden und die milde, frucht- bare Ohmebene. In letzterer liegt am Einfluß der Wohra in die Ohm die Kreisstadt Kirchhain. Südlich davon thront aus einem mitten aus der Ohmebene aufsteigenden Basaltkegel die kleine (kath.) Stadt Amöneburg. Geschichtliches von Amöneburg. Der Name Amöneburg leitet sich vom Flüßchen Ohm (Amena) ab und lautete früher Amenaburg. Städtchen, Kirche, Stift und Burgtrümmer sind sehr alt. Amöne- bürg war der Ort, wo Bonifatius 722 seine Predigten in Hessen begann. Nachdem dieser hier zwei mächtige Grafen, die Brüder Detik und Dierolf bekehrt und getaust hatte, erbaute er 723 in Amöneburg seine erste christliche Kirche in Deutschlands Da Bonifacius Erzbischof von Mainz war, so gelangte das Erzbistum Mainz frühzeitig in den Besitz Amöneburgs. Die Erzbischöfe wählten die Stadt öfters zu ihrem Aufent- halte und machten sie zu einer starken Feste, die Hessen gefährlich wurde. Dieses be- mühte sich vergeblich, die Feste für sich zu erobern. Es wurde viel um A gekämpft. Im 30jährigen Kriege wurde es von den Hessen und Schweden überrumpelt und völlig zerstört. Die Blüte Amöneburgs war dahin. Daher bezeichnet man die Stadt als „eine Königin früher, eine Bäuerm jetzt". A. blieb im Besitze von Kurmainz, bis dieses geistliche Fürstentum aufgehoben wurde. Dadurch kam das Städtchen 1803 an Kurhessen. Weiter aufwärts im Ohmgrunde ist die kleine Stadt *Schweinsberg als Stammsitz des berühmten Geschlechts der Schenken von Schweinsberg merkenswert. Unfern der Wohra erwähnen wir das Amtsstädtchen ^Rauschenberg. Ganz im Osten des Kreises im Gebiet der Weser liegt Neustadt, Stadt mit meist katholischen Einwohnern. 9. Kreis Ziegenhain. Der Kreis Ziegenhain wird nebst den Kreisen Kirchhain, Marburg und Frankenberg zu Oberhessen gerechnet. Er liegt zum größten Teile im Gebiet der Schwalm, umfaßt die Hauptmasse des rauhen Knüll und die fruchtbare Schwalmniederung und reicht westlich bis zum Hainagebirge. In der wiesenreichen Schwalmniederung breitet sich die Kreisstadt Ziegenhain aus. Dieselbe führt im Wappen ein Ungeheuer, halb Ziege und halb Hahn, und hieß ehemals Ziegenhahn. Ziegenhain war früher Festung und galt Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Daher kommt das Sprichwort: „So fest wie Ziegenhain." Heinz von Lüder. Zur Zeit der Reformation, als sich die Protestanten von der katholischen Kirche lostrennten, führte Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen nebst den übrigen evangelischen Fürsten Krieg gegen den deutschen Kaiser Karl V. Philipp geriet dabei in fünfjährige kaiserliche Gefangenschaft und mußte in derselben 1547 den Befehl unter- zeichnen, daß die hessischen Festungen geschleift und die Geschütze ausgeliefert werden sollten. Da die Reihe auch an Ziegenhain kam, verweigerte der wackere Befehlshaber

6. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 75

1914 - Breslau : Hirt
3m Reformationszeitalter. 75 jahrzehntelang dem hessischen Landgrafen der Besitz der Catzenelnbogischen Lande von Nassau streitig gemacht. Schon vor jener Erbschaft (1450) waren die Grafschaften Ziegenhain und Nidda erworben worden. Die Herren von Hanau, die Grafen geworden waren, vergrößerten ihr Land durch das Reichs- gebiet um Frankfurt, unter anderem durch Bockenheim. Die Reformation wurde vom Landgrafen Philipp dem Großmütigen, d. h. Hochherzigen, in Hessen eingeführt, der die Klöster aufhob und sie zum Teil zu Wohlfahrtszwecken verwandte, z. B. das Kloster Haina als Spital für Geisteskranke^ er gründete auch die Universität Marburg. 1529 fand auf dem Schlosse zu Marburg zwischen Luther und Zwingli ein Religionsgespräch statt, ohne zu einer Einigung zu führen. Während des Bauernkriegs brachen auch in unserer Gegend Unruhen aus- als aber die Bauern in Süddeutschland und bei Frankenhausen geschlagen worden waren, wurden ihnen wie den Bürgern von Frankfurt alle ertrotzten Zugeständnisse wieder genommen. In dem Streite, der zwischen den evangelischen Ständen und dem Kaiser entstand, hat Hessen eine führende Rolle gespielt: Landgraf Philipp ist im Kampfe für die Glaubensfreiheit und für die fürstlichen Rechte die treibende Kraft gewesen. Schon durch sein Eintreten für den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg nahm er gegen den Kaiser Stellung. Als dann im Schmal- kaldischen Kriege die Waffen gekreuzt wurden, war er es wiederum, der zu kraftvollem Handeln drängte. Aber durch das verräterische Vorgehen des Herzogs Moritz von Sachsen in ihren Entschließungen gelähmt, unterlagen die Evangelischen. Philipp mußte sich dem Kaiser ergeben und wurde darauf einige Jahre lang in unwürdiger Gefangenschaft gehalten, bis er durch die Fürstenverschwörung, an deren Spitze sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen stand, befreit wurde. Während seiner Haft wurde Ziegenhain an der Schwalm tapfer gegen kaiserliche Truppen verteidigt, so daß das Sprichwort entstand: „So fest wie Iiegenhain". Nachdem der Eatzenelnbogische Erbfolgestreit mit Nassau bei- gelegt worden war, teilte Philipp sein Land unter seine Söhne, so daß vier Teile entstanden: Cassel, Marburg, Rheinfels und Darmstadt. Der hohe wie der niedere Adel des Taunusgebiets war auch der Refor- mation zugetan- die Ritter waren Freunde Ulrichs von Hutten, dessen Heimat die Burg Steckelberg, nicht weit von Schlüchtern, war- namentlich Hartmut von Eronberg trat als Vorkämpfer der neuen Lehre auf. Von feiten der Fürsten geschah damals viel für das nunmehr verweltlichte Schulwesen, so in Weilburg, Dillenburg, Siegen, Herborn, das 1584 sogar zur Universität erhoben wurde. Viele Herren der westlichen Landschaft traten zum kalvinischen Glauben über; Hessen-Cassel folgte ihnen darin. Während dieser Zeit setzte Kurmainz in manchen Gebieten, so in der Grafschaft Königstein, in Oberursel usw., die Gegenreformation durch. Frankfurt hatte auch die Reformation eingeführt; es hatte danach manches Schwere zu ertragen, da es sich im Schmalkaldischen Kriege vor dem Kaiser demütigen mußte und 1552 von Moritz von Sachsen und Albrecht Alcibiades von Brandenburg, die es zum nochmaligen Abfall vom Kaiser zwingen wollten, belagert und heftig beschossen wurde. Seit 1562 wurde meistens nicht nur

7. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 105

1914 - Breslau : Hirt
Hanau. — Schmalkalden. 105 23. Hanau, Altstädter Markt. Wir sehen rechts vor uns das Altstädter Rathaus, das 1537 erbaut und 1839 völlig wiederhergestellt wurde; es stellt eine herrliche Vereinigung der steinernen Staffelgiebel mit einer breiten Fachwerksfront dar. Heute ist es das stimmungsvolle Heim für die Sammlungen des Hanauer Eeschichtsvercins. 24. Schmalkalden, die Hauptstadt der gleichnamige» zu Hessen-Nassau gehörigen Enklave, liegt an der Schmalkalde am Südwestabhange des Thüringer Waldes, der hier bedeutende Eisenerzgruben aufweist. Wie in der ganzen Enklave, so hat sich besonders in ihrer Hauptstadt schon früh eine hervorragende Klein- eisenwarenindustrie entwickelt. Dank dieser Industrie war schon zur Reformationszeit die „Lutherstadt" zu einem machtvollen Gemeinwesen emporgeblüht, in ihr wurde 1531 der „Schmalkaldische Bund" von Fürsten und Reichsstädten zur Verteidigung der protestantischen Sache geschlossen, Schmalkaden ist der Geburtsort Karl Wilhelms, des Komponisten der „Wacht am Rhein".

8. Heimatskunde von Hessen-Nassau und dem Fürstentum Waldeck - S. 28

1886 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
— 28 — Die höheren Bildungsanstalten: Universität, Seminarien, Gymna- fiert, Realschulen ic. stehen unter dem Provinzial-Schulkollegium in Cassel. — Die zahlreichen Bürger- und Volksschulen, welche von Lokal- und Bezirks- (Kreis- oder Ober-)schulinspektoren beaufsichtigt werden, stehen unter den königlichen Regierungen (Abth. Ii.). Die Angelegenheiten der evangelischen Kirche werden in jedem Regierungs- bezirk vou einem Konsistorium — in Cassel und Wiesbaden —, die der katholischen Kirche von den Bischöfen und Domkapiteln zu Fulda und Limburg verwaltet. Den evangelischen Konsistorien sind die Superintenden- tnren und die Metropolitanklassen und den katholischen Domkapiteln die Landkapitel untergeben. Die Steuerämter für iudirekte Steuern stehen unter der Provinzial- Steuerdirektion zu Cassel. In jedem der beiden Regierungsbezirke besteht eine Landesdirektion und ein Kommunallandtag, welchen besondere Zweige der Landesverwaltung unterstellt sind, als der Landwegebau, das Landannenwesen, die Versorgung der Landkrankenhäuser und der Jrrenheil- und Versorgungsanstalten, der Landeskredit- und Landesbrandkassen u. a. Durch Vereinigung der beiden Kommunallandtage wird ein Provinziallandtag gebildet. Auch zu den großen Gesetzgebung-Körpern sowohl des Reiches, dem Reichstage, als des preußischen Staates, dem Abgeordneten- und Herrenhause, sendet die Provinz ihre Deputierten und ist deshalb in verschiedene Wahlbezirke eingeteilt. Für den Reichstag bestehen 14 und für das preußische Abgeordnetenhans 26 Wahlbezirke. Regierungsbezirk Cassel. 10 090 qkm 827 052 Einwohner 82 auf 1 qkm. (620 000 Evangelische, 128 000 Katholische, 18 000 Israeliten.) Das alte Hessenland gehörte seit dem karolingischen Zeitalter zum Herzogtum der Franken und gab Deutschland in Konrad I. (911) den ersten Wahlkönig. Später wurde es mit Thüringen verbunden; aus dieser Zeit stammt die heilige Elisabeth, die Stammutter des Hess. Fürstenhauses. Als der Mannsstamm der thüringischen Kirsten erlosch, wurde Hessen wieder von Thüringen getrennt, weil die treuen Hessen den Enkel der heil. Elisabeth, Heinrich von Brabant, auf den Thron erhoben. Seine Mutter, eine Tochter der heil. Elisabeth und Gemahlin des Herzogs von Brabant, nahm für ihren 3 jährigen Sohn Heinrich Besitz vom Hessenlande. Heinrich I. (das Kind von Brabant genannt) machte Cassel zur Residenz. Seine Nachkommen vergrößerten das Land so, daß es von der Diemel bis über den Main hin- aus reichte. Landgraf Philipp von Hessen — der Großmütige genannt —, ein Zeitgenosse und eifriger Anhänger der Reformation, führte dieselbe in Hessen ein. Durch seine Teil- nähme am sog. schinalkaldischen Kriege geriet er in kaiserliche Gefangenschaft. In seinem Testamente teilte er sein Land unter seine 4 Söhne. Da jedoch zwei Brüder ohne Erben starben, so fielen nach ihrem Tode ihre Erbteile an die überlebenden Linien Hessen-Cassel und Hessen-Darmstadt. In Hessen-Cassel wurde unter Landgraf Moritz 1605 die reformierte Lehre ein- geführt, während Hessen-Darmstadt eifrig lutherisch blieb. Im 30jährigen Kriege schloß sich Hessen-Cassel den Schweden an und blieb diesem Bunde bis zum Friedeu treu, dagegen hielt Hessen-Darmstadt zum Kaiser. Nach dem westfälischen Frieden (1648) hat sich die Landgrafschaft Hessen-Cassel bedeutend vergrößert' Hersfeld, Schaumburg, Teile von Hanau und Schmalkalden u. a. waren hinzugekommen. Im siebenjährigen Kriege nahm Hessen Partei für Preußen. Für den Verlust seiner Besitzungen am linken Rheinufer wurde Hessen 1802 durch die in seinem Lande eingeschlossenen mainzischen Amter (Fritz- lar, Naumburg, Neustadt und Amöneburg) entschädigt, außerdem bekam der Land- graf die Kurwürde. — 1806 wurde der Kurfürst vertrieben und seines Landes beraubt,

9. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 24

1891 - Breslau : Hirt
24 Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau. tum immer mehr ausgebreitet und befestigt. In seiner Königspfalz zu Frank- furt am Main hielt er 794 eine Kirchenversammlnng ab. Als die Nachkommen Karls des Großen in Deutschland dem Aussterben nahe waren, stand an der Spitze des fränkischen und sächsischen Hessengaues, des Oberlahn- und eines Teils des Niederlahngaus ein Graf Konrad, der sich zugleich Herzog der Franken nannte. Er hatte zwei Söhne Konrad und Eberhard. Der erstere wurde uach dem Aussterben des karolingischen Ge- schlechts deutscher König (9l1—918). Er starb zu Weilburg. Aus seinem Sterbelager empfahl er seinen Feind, den Sachsenherzog Heinrich, zu seinem Nachsolger, der 918 in Fritzlar gewählt wurde. Als Eberhard, der Bruder Konrads, im Kampfe gegen Heinrichs Sohn, Otto den Großen, fiel, hörte die Macht der Grafen in Hessen aus, und ihr Gebiet wurde iu kleinere Be- sitzuugen zerteilt. Es treten von da au die Grafen von Gudensberg, Ziegen- hain, Dietz, Katzenelnbogen u. a. und die Herren von Limburg, Cronberg, Runkel, Westerburg u. a. auf. Im Schutze ihrer Burgen fiedelten sich neben ihren Dienstmannen Handwerker und Pächter (Hörige) an, und so entstanden auch hier im Lause der Zeit Dörfer und Städte (Orte, deren Namen mit -bürg, -fels, -berg, -stein zusammengesetzt sind, weisen auf solche Entstehung hin) (17). Auch Klöster und Bistümer erwarben ausgedehnte Besitzungen, wie Fulda, Hersfeld, das Erzbistum Mainz (Rheiugau), das Erzbistum Trier (Eugersgau). Im Jahre 1122 wurde Niederhesseu und Oberhessen mit Thüringen zu einer Landgrasschaft vereinigt, um dieselbe Zeit erbauten die Herren von Lau- renburg die Burg Nassau und nannten sich seitdem Grafen von Nassau. Im 13. Jahrhundert lebte die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thü- riugen, zuerst auf der Wartburg bei Eisenach, nach dem Tode ihres Gemahls aber in Marburg, wo sie 1231 starb. Über ihrem Grabe ist die Elisabeth- kirche erbaut wordeu. Ihr Enkel Heinrich, das Kind von Brabant, wurde nach der 1247 erfolgten Trennung Hessens von Thüringen Landgraf von Hessen und erwählte Kassel zu seiner Residenz (1265). Um dieselbe Zeit teilten sich die beiden Brüder Walram und Otto in die nassauischen Besitzungen nördlich und südlich von der Lahn. Gegen Ende des Jahrhunderts (1292) gelangte Adolf, ein Sohn Walrams, auf deu deutschen Kaiferthron. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden viele Orte zu Städteu erhoben, denen die Kaiser besondere Rechte und Freiheiten verliehen. Frankfurt wurde 1356 Wahlstabt der deutschen Kaiser. Die Städte wurden durch Ringmauern, Türme, Wälle und Gräben befestigt und wurden die Sitze des Handels und der Gewerbe. Anfangs des 16. Jahrhunderts führte Landgraf Philipp der Groß- mütige von Hessen und die Grafen von Nassau die Reformation ein, die uuter Bistümern stehenden Gebiete blieben katholisch. 1527 wnrde die erste protestantische Universität in Marburg gegründet, 1529 fand das Religionsgefpräch zwischen Lilther und Zwingli in Marburg statt, 1531 wurde der schmalkaldische Bund gestiftet und 1547 brach der schmalkaldische Krieg
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